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Rundbrief des Bundesvorsitzenden, Ulrich Weigeldt, am 04.08.2021

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

von „Sommerruhe“ kann bei Ihnen allen im Praxisbetrieb gewiss kaum die Rede sein und auch im politischen Berlin sorgt die Gesundheitsministerkonferenz (GKM) für einen neuen Diskurs und viele offene Fragen.

Die Meinungen zu den Impfungen von Kindern und Jugendlichen sind gespalten und daher im individuellen Gespräch, im ärztlichen Sprechzimmer, am besten aufgehoben. Diese Option ist längst gegeben und durch die aktuelle Empfehlung der STIKO gedeckt. Warum muss sich dann die Politik, die nicht gerade für medizinische Kompetenz bekannt ist, einmischen? „Der Druck ist groß wegen der Schulen, die müssen doch offenbleiben“, das bekomme ich immer wieder zu hören. Aber wenn die Politik über die vergangenen eineinhalb Jahre als einzige Optionen „Impfung“ oder „Homeschooling“ erarbeitet hat, dann stellt sich mir eine ganz andere Frage.

Statt früher und mehr in die Kinder und Jugendlichen zu investieren (z. B. Schulen entsprechend auszurüsten), wird der politische Druck erhöht und eine Institution untergraben, die – bei aller Kritik, die man sicherlich gelegentlich an der STIKO haben kann – bisher immer wichtige Leitplanken beim Thema Impfen gesetzt hat. Ohne große Not – und gesunde Kinder und Jugendliche sind nach aktuellen Erkenntnissen keine Risikogruppe – wird durch diese deutliche Diskrepanz zusätzliches Misstrauen entweder in die Wissenschaft oder in die Politik generiert. Die Studien, auf die die GMK verweist, werden doch sicherlich auch der STIKO vorliegen. Ist es dann nicht mehr als fragwürdig, wenn erstere zu einer anderen Bewertung kommt als die Wissenschaft, die die dafür nötige Expertise hat?

Ähnliches gilt für die Auffrischungsimpfungen. Auch hier sehe ich keinen Grund für Schnellschüsse. Fundierte Studien mit ausreichenden Probandenzahlen laufen bereits, sind aber noch nicht abgeschlossen. Zudem wäre es klug, sich stattdessen früh genug mit denjenigen zusammenzusetzen, bei denen letztlich der große Ansturm zu erwarten ist und das in einer Zeit, in der auch die Grippeimpfsaison beginnt. Wir brauchen eine bessere Organisation als „Das Buffet ist eröffnet!“ Wie viel Chaos braucht es noch, um das zu erkennen?

Viele von Ihnen schrieben uns über das Ärgernis, dass die Impfstoffe noch immer in Mehrfach- statt Einzeldosen geliefert werden. Ich habe hierzu mit einem Hersteller gesprochen, der das Thema definitiv auf dem Schirm hat. Für die nächsten 12 Monate ist das nicht vorgesehen, da die Produktionskapazität hierdurch erheblich gemindert würde, was bei dem derzeitigen weltweiten Bedarf nicht vertretbar wäre. Ein Argument, das angesichts der Situation in anderen Ländern und Kontinenten wie beispielsweise Afrika absolut nachvollziehbar ist! Vielen Dank für die vielen wertvollen Anregungen, die wir alle beachten, wenn auch nicht im Einzelnen beantworten können, und seien Sie sich gewiss, dass wir an dem Thema dranbleiben!

Mit kollegialen Grüßen

Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender